Der Cottaer Eisenbahntunnel

Nur ca. 3 Kilometer von Berggießhübel entfernt liegen die mittlerweile stillgelegten Sandsteinbrüche im sog. Lohmgrund.
Stillgel. Sandstein-Abbau bei Cotta Foto: B. Fischer, 2004

Der Tunnel ist 257 Meter lang und verband die 1893 fertiggestellte Bahnlinie Pirna - Großcotta mit dem Gebiet der Steinbrüche. Der Tunnel wurde nur für den Güterverkehr genutzt und diente zum Abtransport des im Lohmgrund gebrochenen Sandsteins per Bahn nach Pirna. Von Pirna kommend, fährt man auf der Landstraße kurz vor Cotta über das alte Bauwerk hinweg.
Tunnelportal vom Bahnhof Grosscotta gesehen. (Heute zugemauert) Foto: B. Fischer, 1986

Einen weitreichenden Bekanntheitsgrad erlangte der Eisenbahntunnel durch den zweiten Weltkrieg. Die alte Residenzstadt Dresden, lange Zeit nur mit Fehlalarmen aus Scheinangriffen vertraut, gelangte gegen Ende des zweiten Weltkrieges zunehmend ins Visier der anglo-amerikanischen Bomberflotten. Vorsorglich waren vor den vernichtenden Angriffen in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 weltbekannte Gemälde, wie die "Sixtinische Madonna" von Raffael oder Rembrandts "Ganymed" aus der Dresdner Gemäldegalerie zunächst nach Meißen ausgelagert worden. Von dort aus wurden sie 1944 in den Eisenbahntunnel nach Cotta verbracht. Das Tunnelklima hätte die Gemälde wohl ebenso dauerhaft zerstört wie ein Luftangriff. Zunächst sorgte eine elektrische Heizungs- und Lüftungsanlage dafür, daß sich die Gemälde im feuchten Klima des Tunnels zumindest nicht auflösten, allerdings fiel die Stromversorgung 1945 aus. Die Gemälde wären wohl nicht mehr zu retten gewesen, hätte man nicht der russischen Armee im Mai 1945 den Hinweis auf das Versteck gegeben. Zunächst über Moskau nach Kiew transportiert, wurden sie 1955 an die DDR zurückgegeben.

In den 1990er Jahren wurden beide Tunnelportale zugemauert. Auf der Lohmgrund-Seite kann der Tunnel bei Bedarf noch über einen -allerdings für die Allgemeinheit verschlossenen- Einstieg betreten werden. Die hier gezeigten Fotos stammen z.T. von einer kompletten Durchquerung des Tunnels im Jahr 1986, als der Tunnel vom Lohmgrund gesehen offen stand. Bereits nach wenigen Metern ist es fast rabenschwarze Nacht im Tunnel, nach weiterer Begehung herrscht nahezu totale Dunkelheit. Die Fotos vom Tunnelinneren entstanden mit einer Olympus OM-2 auf Stativ und einem manuell hinzu gesteuerten Metz-Blitz 45 CT 4. Selbst dieser konnte nach mehrmaligem manuellen Auslösen die rußgeschwärzten Wände nur einige Meter weit ausleuchten, und trotz Belichtungszeiten von mehreren Minuten kaum ausreichend Licht in eine Aufnahme zaubern.

Mehr über die alte Eisenbahnlinie bietet das Buch "Sekundärbahnen von Pirna nach Großcotta und Gottleuba" von Rainer Fischer (siehe Impressum bzw. Quellenangaben). Informationen von Eisenbahnfreunden finden Sie auch im Internet. Links dazu gibt es auf unserer Linkseite.


Im Tunnel 1986. Hier lag die "Sixtinische Madonna" und andere weltbekannte Gemälde aus Dresden. Verschieden große Fragmente sind im Laufe der Jahrzehnte aus der Tunneldecke heruntergebrochen. Eine Durchquerung des dunklen Gemäuers vergißt man nicht wieder.
Foto: B. Fischer, 1986


Der Tunneleingang im Lohmgrund aus dem Jahr 1986. Die Sandsteinwand ist noch relativ gut zu erkennen. Foto: B. Fischer

Die gleiche Perspektive im Mai 2004. Das Portal ist vermauert, und in den letzten Jahren wegen üppiger Vegetation sehr schwer zu finden gewesen. Um die Beschilderung und die Pflege des Geländes kümmert sich dankenswerterweise nun ein Heimatverein aus Cotta. Foto: B. Fischer, 2004


In den Jahren vor der Wende hat man solche Werke angehender Bildhauer oft im Steinbruch gesehen. Heute stehen nur noch vereinzelte Exponate vergessen in dem Gelände, welches zusehends von der Natur zurückerobert wird.
Foto: B. Fischer, 2004